Todesursache Einsamkeit

Der katholische Krankenhausseelsorger Bernd Oberndorfer hat in seiner Tätigkeit im Landeskrankenhaus Graz tagtäglich mit Menschen zu tun, die leicht ihre Hoffnung verlieren. Er besucht Kranke und kann so einiges beobachten.

Morgengedanken 5.3.2018 im ORF zum Nachhören:

https://religion.orf.at/radio/stories/2898646/

Rund um den Valentinstag war ich mit Klebestickern in Herzform unterwegs. Auf einer Intensivstation löst eine Patientin ganz mühsam das Herz von der Folie und klebt es einer Krankenschwester auf die Brust. Sie lächelt mit dem halben intakten Gesicht und sagt: Meiner Lebensretterin! Was war geschehen?

Sinnlosigkeit und Desinteresse

Nach einem Schlaganfall war die alte Dame auf der Intensivstation gelandet. Medizinisch bestens versorgt. Aber kein Mensch fragte nach ihr. Keine Familie, keine Nachbarn. Niemand. So blieb sie in der Apathie ihres Zustandes. Da hat sich diese Krankenschwester weit über ihren Dienst hinaus dieser Frau angenommen. Ihr gezeigt: Für mich bis du wichtig! Es liegt mir daran, dass du kämpfst. Und diese Erfahrung, dass sie jemandem etwas bedeutet, hat diese Patientin neu aufleben lassen. Andernfalls hätte sie sich aufgegeben.

Menschen sterben nicht nur an erhöhtem Cholesterin. Sondern auch am Cholesterin vom Gefühl der Sinnlosigkeit, von Desinteresse, von Einsamkeit. Es liegt an uns, ob die Herzkranzgefäße unserer Beziehungen sklerotisch werden und verstopfen. Oder ob wir ein Herz füreinander haben.